Über BLICKWECHSELN
Was ist ein*e Blickwechsler*in?
Wenn wir über abstrakte Dinge nachdenken, so können wir dies nur in Metaphern tun. Zum Wesen einer Metapher gehört es, dass sie bestimmte Aspekte dessen, worüber wir sprechen oder nachdenken, in den Vordergrund rückt, während andere Aspekte völlig ausgeblendet werden. Weil eine Metapher immer nur einen Teil von dem erklären kann, was wir als unsere Realität erfahren und weil wir alle auch widersprüchliche Metaphern kennen, haben die meisten von uns unterschiedliche Metaphern zur Verfügung, um über ein und dieselbe Sache nachzudenken. Welche Metapher zum Zug kommt, ist dabei in der Regel keine bewusste Entscheidung. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass 80% unseres Denkens unbewusst abläuft. Die Wahl der Metapher hängt sehr stark von unseren Erfahrungen und unserem gelernten Denken ab. Sie kann aber unter anderem auch durch den Kontext, durch neue Erfahrungen und die sprachliche Rahmung einer Debatte beeinflusst werden. Durch die Verwendung bestimmter Begriffe lassen sich Metaphern beispielsweise gezielt aktivieren.
Wir beziehen uns hier auf George Lakoff, einen amerikanischen Linguisten. Er meint, dass in den Vereinigten Staaten ein Drittel der Bevölkerung sogenannte „Biconceptuals“ sind. Das bedeutet, dass diese sich nicht eindeutig einer der beiden großen politischen Ideologien zuordnen lassen und dass sie nicht auf die damit verbundenen Metaphern festgelegt sind. Vielmehr sind sie, je nach Situation oder Lebensbereich, in der Lage, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Für sie spielt der Kontext, das heißt unter anderem das sprachliche „Framing“ eine große Rolle. Sie sind genau die „Blickwechsler*innen“, an die sich die auf dieser Plattform präsentierten Aktionen richten.
BUCHTIPP
Elisabeth Wehling/George Lakoff (2014): Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht
Wie funktioniert die Plattform BLICKWECHSELN.info?
Auf dieser Plattform präsentieren wir kleine Aktionen, die schnell und ohne großen Aufwand nachgemacht werden können. Sie richtet sich an alle, die einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung unserer Gesellschaft leisten möchten. Die hier präsentierten Aktionen verfolgen dieses Ziel, indem sie gezielt eine Brücke zu jenen schlagen, die gerade dabei sind, ihre Zuversicht zu verlieren und sich von einfachen, aber falschen Antworten angezogen fühlen. Wir haben auch eine einfache Antwort: es geht auch miteinander. Oder vielmehr: es geht nur miteinander.
BLICKWECHSELN-AktivistInnen versuchen mit ihren Aktionen, Blickwechsler*innen beim Blickwechseln zu unterstützen. Wir glauben, dass eine Perspektive, die auf Empathie, auf Verstehen-wollen, auf Begegnung und die gemeinsame Suche nach Lösungen setzt, nicht nur viel mehr Aussicht auf nachhaltigen Erfolg hat, sondern, dass eine solche Perspektive auch glücklichere und zufriedenere Menschen aus uns macht.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es erstens sehr viel Spaß macht, ins Tun zu kommen und dass im Tun zweitens eine große Kraft liegt. Aktiv zu sein und sich als selbstwirksam zu erleben, führt dazu, sich stark zu fühlen. Wir laden herzlich dazu ein, es auszuprobieren. Fang mit etwas kleinem an und werde Schritt für Schritt mutiger und stärker!
Motivation
Früher war die Zukunft auch besser.
Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Die Klimakrise und die Überschreitung weiterer ökologischer Belastungsgrenzen unseres Planeten gefährden die gesamte Menschheit und unser Wirtschaftssystem produziert eine immer größer werdende Ungleichheit. Diese Herausforderungen können nur durch eine massive gemeinsame Anstrengung bewältigt werden. Gleichzeitig erzeugen sie aber, wie jede Veränderung, eine große Unsicherheit, die sich allzu gerne in scheinbar einfache Lösungen flüchtet. Demokratie und Menschenrechte gehören zu den größten Errungenschaften unserer Zivilisation. Sie haben aber nicht von selbst Bestand, sondern müssen aktiv gelebt und gefördert werden. Dabei ist jede*r Einzelne von uns gefordert. Was bist du bereit, dafür zu tun?
Unsere (Ur-)Großeltern mussten sich von ihren Enkel*innen die Frage gefallen lassen: „Und was hast du getan?“. Es ist hilfreich, über die Zukunft mit der Frage im Hinterkopf nachzudenken „was werde ich dazu beigetragen haben, dass es so geworden sein wird?“.
BUCHTIPP
Harald Welzer (2013): Selbst Denken. Eine Anleitung zum Widerstand